Studie Erfolgsfaktoren IT & Innovation 2023
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Umdenken, neu denken, nachhaltig denken
Die Automobilindustrie liefert ein gutes Beispiel, wie es nicht laufen sollte: Die Verbrennungsmotoren wurden kontinuierlich weiterentwickelt, die verbauten Materialien immer leichter und die Fahrzeuge immer windschnittiger, das Ziel eines Dreiliterautos de facto trotzdem nie erreicht. Warum? Weil die Automobilindustrie ein anderes, sehr viel einträglicheres Ziel im Blick hatte: Autos zu produzieren, die bei konstantem Verbrauch schneller, größer und komfortabler werden.
Die Politökonomin Maja Göpel, Expertin für Nachhaltigkeitspolitik und Transformationsforschung, sagte kürzlich bei ZDF-Talker Markus Lanz: "Technologien, die einfach nur auf Marktabsatz schielen, ohne ehrlich zu bilanzieren, ob sie uns besser versorgen mit weniger ökologischem Fußabdruck, sollten wir nicht mehr Innovationen nennen."
Da stellt sich die Frage, ob beispielsweise eine auf Blockchain-Technologie basierende Kryptowährung noch innovativ genannt werden darf, wenn deren Stromverbrauch doppelt so hoch ist wie der von ganz Österreich. Das zeigt, in welchem Dilemma insbesondere die IT-Branche steckt: Das, was durch Innovation und Energieeffizienz eingespart wird, wird durch den immer größer werdenden Energiebedarf unserer zunehmend digitalisierten Welt um ein Vielfaches übertroffen.
Von "hinten nach vorne" denken
Es ist deshalb angezeigt, in Zukunft eher vom Ziel her zu denken: (Technische) Innovation muss auch dazu führen, dass im Ergebnis weniger Ressourcen verbraucht werden. Dies erfordert zweierlei: Einerseits, "groß" zu denken – beispielsweise kann Abwärme des Rechenzentrums das eigene Bürogebäude beheizen oder ins Fernwärmenetz eingespeist werden. Andererseits muss auch im "Kleinen" ein sensiblerer Umgang mit Energie erfolgen – beispielsweise durch konsequentes Nutzen des Energiesparmodus und den sparsamen Umgang mit Mails, Suchanfragen und Ausdrucken.
Wenn es darum geht, in Unternehmen nachhaltig Energie einzusparen, reicht es nicht, energieeffiziente Hardware einzukaufen. Es ist ebenso wichtig, die Beschäftigten für eine verbrauchsoptimierte Bedienung dieser Hardware zu sensibilisieren. Das geht nur über eine neue Unternehmenskultur: Ansätze für nachhaltiges Wirtschaften können nicht allein von oben verordnet werden, sondern alle Mitarbeitenden müssen in diesem Prozess mitgenommen werden, gegebenenfalls durch ein intelligentes Anreizsystem.
Die Potenziale, den CO2-Fußabdruck des eigenen Unternehmens zu verkleinern, sind riesengroß, die Ideen zur Umsetzung mannigfaltig. Mit dieser Studie wollen wir zum einen untersuchen, wo die Betriebe derzeit stehen, wie weit sie schon sind und was sie planen. Zum anderen möchten wir denjenigen, die noch etwas rat- oder orientierungslos sind, aufzeigen, was andere in Sachen Umwelt- und Klimaschutz bereits erfolgreich vorangetrieben haben. So manches kann sich als Blaupause eignen.
Digitalisiert ja - nachhaltig nur vielleicht
Zentrale Ergebnisse der Studie sind: 63 Prozent der Unternehmen verfügen über ein Nachhaltigkeitskonzept. Das klingt nach viel, relativiert sich aber, wenn man dem gegenüberstellt, dass die gleichen Befragten zu 85 Prozent angeben, dass in ihren Unternehmen eine Digitalisierungsstrategie vorhanden ist.
Richtet man den Blick auf die essenziellen Kennziffern, so verwundert natürlich nicht, dass zuvorderst wirtschaftliche Erfolgsindikatoren wie Umsatz oder Gewinn genannt werden. Es folgen mit gehörigem Abstand Kundenzufriedenheit, Produktivität und Prozessqualität. Die KPIs für Nachhaltigkeit reihen sich dagegen ganz hinten ein: In 42 Prozent der Unternehmen werden diese als sehr wichtig bis geschäftskritisch eingestuft. Bei den kleinen Unternehmen bis 500 Beschäftigte sind es sogar nur 37 Prozent. Frei nach dem Motto: Erst die Pflicht, dann die Nachhaltigkeitskür.
Aber auch wenn es am koordinierten Vorgehen und an maßgeblichen Nachhaltigkeitskonzepten noch eher mangelt, gibt es Lichtblicke: Überraschend viele Unternehmen haben bereits dedizierte Nachhaltigkeitsbudgets – vor allem die großen und finanzstarken. Und es ist ebenfalls erstaunlich, wie viele Unternehmen bereits Maßnahmen zur Steigerung der Nachhaltigkeit eingeleitet haben, und welche Maßnahmen das im Einzelnen sind – beispielsweise in den Kategorien Grüner Strom, Stromverbrauchsoptimierung, Heizkostenreduktion, Reduktion Elektroschrott oder auch Geschäftsreisen / Fuhrpark.
Immerhin in 46 Prozent der Fälle, in denen Unternehmen Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit ergreifen, geschieht dies auch konkret aus Umweltschutzgründen. Interessant ist insbesondere der Umstand, dass 55 Prozent der Unternehmen diese Schritte mit dem Ziel einleiten, Kosten senken zu wollen. Vermutlich handelt es sich hier um Entscheidungen wie die Begrenzung der Raumtemperatur, um den astronomischen Energiekosten etwas Einhalt zu gebieten. Aber auch das würde immerhin zeigen, dass in einer Marktwirtschaft einiges über den Preis zu steuern ist.
Die vielen auf Unternehmensseite eingeleiteten Maßnahmen machen Mut, auch wenn wir noch am Anfang stehen, und zweifelsohne viel Luft nach oben ist. Unternehmenskulturen müssen angepasst und Mitarbeitende sensibilisiert werden. Die IT-Industrie kann und muss damit rechnen, dass sie in Sachen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit zunehmend gefordert sein wird.
Ihnen viel Spaß und viele Erkenntnisse bei der Lektüre dieser Studie.
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